Schutz und Fairness: Europas Antwort auf unfaire Praktiken im Online-Handel
Der Online-Handel boomt – doch hinter den vermeintlich günstigen Preisen verstecken sich oft ernsthafte Risiken.
In dieser Plenarwoche haben wir im Europäischen Parlament darüber gesprochen, wie wir europäische Verbraucher besser schützen und gleichzeitig für fairen Wettbewerb sorgen können. Immer häufiger sehen wir, dass große Unternehmen wie Temu und Shein Europa mit Produkten überfluten, die meist nicht unseren Sicherheits- und Qualitätsstandards entsprechen. 2023 exportierten diese Unternehmen täglich etwa 9.000 Tonnen Waren nach Europa. Doch der scheinbar niedrige Preis ist trügerisch: Viele dieser Waren verstoßen gegen unsere Vorschriften – sei es bei der Produktsicherheit, der Nachhaltigkeit oder fairen Arbeitsbedingungen.
Die Europäische Kommission hat bereits wichtige Schritte unternommen. Ab Dezember 2024 treten neue Vorschriften der überarbeiteten Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit in Kraft. Sie sollen sicherstellen, dass unsichere Produkte nicht mehr auf den EU-Markt gelangen. Darüber hinaus muss es für jedes Produkt einen verantwortlichen Wirtschaftsakteur mit Sitz in der EU geben, der dafür sorgt, dass die Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Auch die Online-Marktplätze werden in die Verantwortung genommen: Sie müssen zentrale Anlaufstellen für Sicherheitsfragen bereitstellen und unzureichend gekennzeichnete Produkte aus Drittstaaten von ihren Plattformen entfernen.
Ein entscheidendes Thema bleibt jedoch die Verbesserung der Marktüberwachung. Studien zeigen, dass etwa 75 % der gefährlichen Produkte, die im europäischen Binnenmarkt verkauft werden, aus Drittländern stammen. Unsere Marktüberwachungsbehörden müssen dringend personell und technisch besser ausgestattet werden, um mit diesen Herausforderungen Schritt zu halten. Denn es geht nicht darum, den Markt abzuschotten, sondern dafür zu sorgen, dass alle nach denselben Regeln spielen – zum Schutz der Verbraucher und für fairen Wettbewerb.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Reform des Zollrechts. Bereits 2023 wurden Vorschläge zur Anpassung der Zollverfahren vorgelegt, um auf die rasant wachsende Zahl von Online-Käufen aus Drittstaaten zu reagieren. In der Tat sind 60 % der Pakete aus China falsch deklariert, und 90 % der im Jahr 2023 bei Temu und Shein angebotenen Produkte hatten kein gültiges CE-Kennzeichen. Die Abschaffung der Zollbefreiung für Waren unter 150 Euro ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen die Reformen jedoch schnell umgesetzt werden, damit sie nicht erst 2028 Wirkung zeigen, sondern zeitnah die notwendige Sicherheit und Fairness auf unseren Märkten gewährleisten.
Die Debatte hat deutlich gemacht: Wir sind auf dem richtigen Weg, aber die Zeit drängt. Europas Verbraucher verdienen sichere Produkte, und unser Binnenmarkt muss vor unfairen Praktiken geschützt werden. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt.