Mentale Gesundheit in einer sich rasant verändernden Welt

Im Mittelpunkt des „World Mental Health Day 2024“ und der Plenarsitzung am 10. Oktober stand die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. Gerade in Zeiten von Digitalisierung, Klimawandel und Unsicherheit wird dieses Thema immer dringlicher, insbesondere für unsere Jugend.

Junge Menschen stehen unter wachsendem Druck. Neben den Erwartungen in Schule und Ausbildung müssen sie sich in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt zurechtfinden, die oft unsicher ist. Hinzu kommen Herausforderungen der digitalen Ära: Soziale Medien und ständige Erreichbarkeit verstärken das Gefühl von Einsamkeit und Isolation. Es ist erschütternd, dass fast eine von fünf Todesfällen junger Menschen in der EU im Alter von 15 bis 29 Jahren auf Suizid zurückzuführen ist. Ein aktueller Eurobarometer-Bericht zeigt, dass fast die Hälfte der jungen Europäer in den letzten zwölf Monaten mit psychosozialen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen konfrontiert war.

Das Europäische Parlament hat sich verpflichtet, psychische Gesundheit ins Zentrum unserer Politik zu rücken. In den letzten Jahren haben wir einige wichtige Initiativen auf den Weg gebracht. Die EU hat beispielsweise das „European Mental Health and Wellbeing Action Plan“ ins Leben gerufen, um den Austausch bewährter Verfahren zu fördern und den Mitgliedstaaten konkrete Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen zu bieten.

Im Jahr 2023 wurde die „Comprehensive Approach to Mental Health“-Initiative gestartet, die mit über 20 Leitinitiativen und 1,23 Milliarden Euro die Mitgliedstaaten in ihren Bemühungen unterstützt. Dazu zählen Präventionsprogramme wie die „European Depression and Suicide Prevention Initiative“ sowie spezielle Schulungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen, die sich mit psychischen Erkrankungen befassen. Besonders wertvoll sind die neuen Programme zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die auf die besondere Verletzlichkeit dieser Altersgruppe abzielen.

Doch trotz dieser Fortschritte müssen wir mehr tun. Nach wie vor fehlt es in vielen Ländern an einem gleichberechtigten Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten, und die Stigmatisierung bleibt eine große Hürde. Gerade in ländlichen Gebieten ist der Zugang zu Unterstützung häufig erschwert, und bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen oder Migranten sind besonders gefährdet. Ein Schwerpunkt der zukünftigen europäischen Politik muss darin bestehen, diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken und sicherzustellen, dass jede und jeder in Europa die notwendige Unterstützung erhält – unabhängig von Wohnort oder sozialem Hintergrund.

Für eine erfolgreiche Zukunft müssen Arbeitgeber dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz ein Ort ist, der das psychische Wohlbefinden unterstützt. Nur in einem gesunden Umfeld können junge Menschen ihre Talente entfalten. Unser Ziel muss es sein, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Respekt und Fürsorge in den Mittelpunkt stellen. Europa braucht eine kohärente Strategie, um diese Herausforderungen anzupacken und sicherzustellen, dass psychische Gesundheit auf allen Ebenen unserer Gesellschaft ernst genommen wird.

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