Leon Löwentraut-Ausstellung im Europäischen Parlament

Es gibt Werke, die hängen nicht einfach an der Wand. Sie verändern die Atmosphäre in einem Raum. Das Gemälde, das Leon Löwentraut eigens für die Ausstellung im Europäischen Parlament in Brüssel geschaffen hatte, gehört eindeutig in diese Kategorie. Die breiten Pinselzüge, die reliefartige Struktur der Farbe und der unverwechselbare Duktus: All das entfaltete seine Wirkung in dem Moment, in dem man den Ausstellungsbereich betrat.

Zu sehen war das Parlamentsgebäude – deutlich erkennbar, mit Linien, die in Bewegung gesetzt waren. Löwentraut hatte die Form des Hauses aufgenommen und in eine lebendige Bildsprache übertragen, ohne sich in Details zu verlieren.

Das Parlamentsbild wurde von den Arbeiten zu den globalen Nachhaltigkeitszielen eingerahmt, die seitlich im Ausstellungsbereich hingen und damit den Schwerpunkt der Präsentation bildeten. Eine Kohlezeichnung stand für sich und ergänzte das Ensemble.

Wenn ich in den darauf folgenden Tagen auf dem Weg zu Gesprächen oder Sitzungen an der Ausstellung vorbeiging, wirkten die Bilder auf mich jedes Mal ein wenig anders. „Ich bin kein Freund von Vorschriften und Verboten, vielmehr will ich den Menschen den Spiegel vorhalten und sie zum Nachdenken anregen.“ So hat Leon Löwentraut in unserem Interview seinen Ansatz beschrieben: als Einladung, vertraute Abläufe zu hinterfragen.

Dieser Gedanke zog sich durch die Serie. Die Werke setzten Impulse und verdeutlichten ein Thema, ohne es festzulegen. Sie ließen Raum für eigene Deutungen – auch in einem Umfeld, in dem oft unter Zeitdruck entschieden wird.

Dass diese Ausstellung im Europäischen Parlament zu sehen war, passte gut in diesen Rahmen. Kunst ersetzt keine parlamentarische Debatte, doch sie kann Perspektiven verschieben und Themen erkennbar werden lassen, die im Alltag schnell hinter Zahlen, Fristen und Abläufen verschwinden.  In dieser Kombination entstand ein ruhiger, aber klarer Dialog zwischen politischer Arbeit und künstlerischer Interpretation.

Mein Dank gilt allen, die diese Ausstellung ermöglicht haben, und dem Künstler, der diesen Austausch bewusst gesucht hat.

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