Fußball lebt vor Ort – nicht durch Showeinlagen in Übersee
Wer einmal bei einem Heimspiel seines Lieblingsvereins war, spürt hautnah, was Fußball ausmacht: die Fans, die ihre Mannschaft Woche für Woche begleiten, jubeln, mitfiebern und feiern. Ihre Leidenschaft, ihre Nähe zu den Vereinen und ihre Unterstützung im Stadion prägen den Fußball in Europa.
Umso nachdenklicher stimmt es, dass einige europäische Clubs nun planen, Ligaspiele in die USA oder nach Australien zu verlegen. Für die allermeisten Fans, die ihre Teams regelmäßig live erleben, ist ein Flug nach Miami oder Perth schlicht unerschwinglich. Und das ist nur ein Aspekt, warum diese Pläne problematisch sind.
Darüber hinaus hat die Verlagerung sportliche und organisatorische Folgen: Spieler und Mannschaften werden stark belastet, Heimvorteile verlieren ihre Bedeutung, die Wettbewerbsintegrität wird infrage gestellt.
Natürlich ist Fußball heute auch ein globales Geschäft. Befürworter der Übersee-Idee verweisen auf Märkte in den USA oder Asien, auf Millionen Fans, die dort begeistert zuschauen – und auf die Einnahmen, die Vereine im internationalen Wettbewerb brauchen. Doch groß geworden sind Vereine wie der FC Bayern, Borussia Dortmund, Real Madrid oder Inter Mailand nicht durch Show-Spiele in Übersee. Sie wurden groß, weil sie sportlich erfolgreich waren, weil ihre Stadien voll waren, weil Sponsoren aus der Region einstiegen – und weil die Fans von Anfang an das Fundament bildeten, aus dem eine Strahlkraft erwuchs, die später weltweit vermarktet werden konnte.
Nicht allein das Geld hat die Vereine stark gemacht, sondern vor allem die Fans, die Stadien und die regionale Verwurzelung haben die Basis für den Erfolg geschaffen. Wenn sich dieses Verhältnis umkehrt, wenn zuerst der globale Markt bedient werden soll und die Fans vor Ort nur noch „mitlaufen dürfen“, dann kippt die Logik. Dann geht es nicht mehr um gewachsene Stärke, sondern um ein künstliches Geschäftsmodell, das die Seele des Sports seziert.
Die Europäische Union setzt auf starke, lokal verwurzelte Vereine. Genau darauf hat auch der Kulturausschuss des Europäischen Parlaments kürzlich hingewiesen: In unserem Bericht zur Rolle der EU-Politik bei der Gestaltung des europäischen Sportmodells (2025/2035(INI)) fordern wir die Verbände auf, zu verhindern, dass nationale Ligaspiele ins Ausland verlagert werden. Parlament und Kommission mögen sich nicht immer einig sein, aber bei diesem Thema spiele ich, was die Bedenken angeht, mit EU-Kommissar Micallef definitiv in einem Team.
Fußball ist für Millionen Menschen Heimat, Identität und Gemeinschaft. Diese Werte gilt es zu bewahren. Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, dass europäische Liga-Spiele in Europa bleiben.