Fragments of Childhood
Es gibt Begegnungen, die so tief gehen, dass man sie sein Leben lang nicht vergisst. Eine davon war in dieser Woche die Begegnung mit Roman – einem elfjährigen Jungen aus der Ukraine, der im Europäischen Parlament seine Geschichte erzählt hat.
Roman war sieben Jahre alt, als ein Raketenangriff sein Leben veränderte. Seine Mutter kam dabei ums Leben, er selbst wurde schwer verletzt. 35 Operationen liegen hinter ihm, große Teile seiner Haut sind verbrannt. Und doch stand er an diesem Abend vor uns ruhig und offen. Er erzählte, dass er wieder zur Schule geht. Dass er tanzt. Dass er Akkordeon spielt.
Im Film „Romchyk“, einem von drei Filmen, die an diesem Abend gezeigt wurden, wird seine Geschichte sensibel und zurückhaltend erzählt. Der Film bleibt bei dem, was geschehen ist. Roman durfte in diesem Sommer erstmals seine Maske abnehmen. Ein kurzer Satz für einen Weg, der viel abverlangt hat.
Der zweite Film, „Chili“, wählt eine andere Sprache. Er führt in die innere Welt eines Kindes, in Stille, Angst und Fantasie. In Bilder, die zeigen, wie Kinder versuchen, sich einen Raum zu bewahren, wenn die Welt um sie herum zerbricht.
Der dritte Beitrag, „Children for Putin“, richtet den Blick auf eine weitere Realität dieses Krieges: die systematische Verschleppung ukrainischer Kinder, ihre Trennung von Familien, den Versuch, Herkunft auszulöschen. In diesem Zusammenhang sprach auch Karina. Sie erzählte, wie sie nach einem Angriff allein mit ihrem kleinen Bruder zurückblieb und ihrem schwer verletzten älteren Bruder in besetztes Gebiet folgte, um ihn nicht zu verlieren.
Diese drei Filme erzählen unterschiedliche Geschichten. Und doch gehören sie zusammen. Sie machen sichtbar, wie Kinder verletzt werden – körperlich oder seelisch. Und wie gezielt Identität angegriffen wird. Beides ist Teil desselben Krieges.
Roman und Karina sind über zweitausend Kilometer gereist, um hier zu sein. Sie kamen, um zu erzählen, was Krieg mit Kindern macht.
Was bleibt, ist kein großes Schlusswort.
Es bleibt die Erinnerung an einen elfjährigen Jungen, der von seinem Traum erzählt hat, Tänzer zu werden.
Und von einem Wunsch: einmal Disneyland in Paris zu sehen.
Und an den Satz, den er uns mitgegeben hat: niemals aufzugeben.
