Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie und Empfehlungen für die Zukunft
Europa steht in Sachen Gesundheitsschutz an einem Wendepunkt. Es ist höchste Zeit, den Umgang mit der COVID-19-Pandemie zu reflektieren und sich für kommende Herausforderungen zu wappnen. Zu Beginn der Pandemie verhielten sich viele europäische Mitgliedstaaten so als handele es sich um ein rein nationales Problem. Doch die Realität sieht anders aus.
Europa steht in Sachen Gesundheitsschutz an einem Wendepunkt. Es ist höchste Zeit, den Umgang mit der COVID-19-Pandemie zu reflektieren und sich für kommende Herausforderungen zu wappnen. Zu Beginn der Pandemie verhielten sich viele europäische Mitgliedstaaten so als handele es sich um ein rein nationales Problem. Doch die Realität sieht anders aus: Viren kennen keine nationalstaatlichen Grenzen. Neben der nationalen Denke, gestaltete sich auch die Beschaffung von Impfstoff anfangs schwierig. Dennoch konnte die EU bereits am 1. Juli 2021 eine höhere Impfrate als die USA verzeichnen.
Zum Ausbruch grenzüberschreitender Infektionskrankheiten kann es immer wieder kommen. In diesen Fällen ist die frühzeitige Erkennung und Prävention von gesundheitlichen Gefahren und potenziellen Notlagen von entscheidender Bedeutung. Um dies zu gewährleisten, hat die EU bereits erste Konsequenzen gezogen und entsprechende Mechanismen eingeführt. Beispielhaft hierfür ist die Einrichtung der EU-Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen, kurz HERA (Health Emergency Preparedness and Response Authority). Die Hauptaufgabe von HERA besteht darin, die Koordination der öffentlichen Gesundheitssicherheit in der Europäischen Union sowohl vor als auch während Krisen zu verbessern. Darüber hinaus wurde die Position der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und des Europäischen „RKI“ (ECDC) ausgebaut. Durch die Einführung der Verordnung zu grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren ist die Europäische Union nun befähigt, eigenständig den Gesundheitsnotstand auszurufen, unabhängig von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Trotz der bereits verzeichneten Erfolge gibt es noch viel zu tun. Beispielsweise muss ein größeres Bewusstsein für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Long-Covid-Patienten geschaffen werden. Leider werden viele dieser Patienten fälschlicherweise als psychisch krank eingeordnet, obwohl mittlerweile belegt ist, dass Long-Covid ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt. Eine angemessene Anerkennung dieser Erkrankung und die Entwicklung spezifischer Behandlungsmethoden sind unerlässlich. Durch die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen, medizinischem Fachpersonal und Betroffenen können wir ein besseres Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen von Long-Covid erlangen.
Die COVID-19-Pandemie hat eine Debatte um den Schutz des geistigen Eigentums nach sich gezogen. In diesem Zusammenhang haben wir uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Schutz des geistigen Eigentums, insbesondere für Hersteller von mRNA-Impfstoffen wie BioNTech, nicht aufgeweicht wird. Internationale Verträge wie das TRIPS-Abkommen ermöglichen zwar Notfallzulassungen im Falle einer Pandemie, jedoch bleibt der Schutz des geistigen Eigentums im Allgemeinen erhalten und wurde nicht, wie von Teilen der Linken und Grünen gefordert, abgeschafft. Der Schutz des geistigen Eigentums spielt nicht nur bei der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen eine entscheidende Rolle, sondern auch bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs.
Hintergrund:
Infolge der COVID-19-Pandemie hat das europäische Parlament im März 2022 den Sonderausschuss „COVID-19-Pandemie: Lehren und Empfehlungen für die Zukunft“ (COVI) einberufen. Hauptbestandteil der Arbeit des Ausschusses ist die Untersuchung der Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme und der Impfkampagne. Hinzukommt die Analyse der Folgen für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie der internationalen Reaktion auf die Pandemie. Das Mandat des Ausschusses endet, nach der Verabschiedung des Abschlussberichts, am 19. Juli 2023.